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Selbscht ischt dr Ma
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Baustelle mit Studienrat und Gipser
Heidrun Gehrke, vom 04.11.2013

Zum Brüllen komisch sind Szenen aus dem neuen Stück der Rems-Murr-Bühne „Selbscht isch dr Mann“

 

 

Leutenbach. Was tun die Leute nicht alles, um ins Fernsehen zu kommen: Ein Gipser wirft sich in Schale wie für die Hochzeit. Zwei Elektro- und Sanitärinstallateure haben plötzlich keine wochenlangen Wartezeiten mehr. Dazwischen gewährt ein Baumarktmitarbeiter heitere Einblicke in die tiefen Abgründe der Heimwerker-Refugien.

Das neue Theaterstück der Rems-Murr-Bühne heißt „Selbscht ischt dr Mann“, und es springen auch jede Menge Männer in der Bruchbude von Familie Mögle herum. Wieso sich von überteuerten Handwerkern übers Ohr hauen lassen, wenn man(n) doch selbst Löcher bohren, Leitungen verlegen und Wände imprägnieren kann. Denkt sich Bauherr Fritz Mögle. Der Studienrat hat - zumindest theoretisch - die volle Ahnung: Seine Devise „Alles methodisch angehen“ taucht anfangs beinahe zu drall in den Dialogen auf, wird während des Stücks aber zum Running Gag, der beim Publikum zündet. Er sagt den Satz immer dann, wenn er nicht weiterweiß. Vom Bohren bis zum Glühbirnenwechsel - Gert Hofmann bringt das Händchen für Missgeschicke famos in die Rolle ein. Seine Rolle changiert zwischen seriös-verbeamtetem Familienoberhaupt und linkischem Hanswurst, vor dem sogar seine geduldserprobte Ehefrau Sylvia, köstlich verkörpert von Petra Hilt-Meinkuss, die Flucht ergreift.

Der Akademiker hagelt durch ein Loch im Boden

Schon beim ersten Rundgang durch das geerbte Wochenendhaus präsentiert der „methodisch“ Vorgehende seine Qualitäten als Fettnapf-Treter: Durch ein Loch im Boden hagelt er ein Stockwerk tiefer, landet in der Wohnung der exaltierten Opernsängerin Olga Pirelli. Alle Personen werden ulkig in die Szenen eingeführt: Mal donnert Fernsehredakteur Tom Urban alias Tobias Stumpp herein, der sich in der Tür geirrt hat. Mal meldet sich Nachbar Albert Gürtler zu Wort, weil er keinen Strom mehr hat: Herrlich gestikulierend sprüht das Urgestein der Rems-Murr-Bühne, Karl Hilt, die Pointen ein.

Geht der Vorhang zu, kommt der Baumarktverkäufer zu Wort und frotzelt über Heimwerkerprofis, die keinen Dunst von der Materie haben. Gespielt wird er von Stefan Orner, der eine Baumarkt-Sortimentskunde von Rotbandgips über Ansatzfugen, 20er-Lattungen und Polyurethanschaum fehlerfrei, in einem atemberaubenden Tempo vorträgt.

Die Familie lebt im Chaos. Was zur Folge hat, dass Töchterchen Kerstin, verkörpert von Janina Bäder, ständig Grund zum Meckern hat. Das „Winnender Mädle“ macht sich gut als nörgelnde Rotzgöre. Im zweiten Teil, als sie dann - selbst ist die Frau - die Wende des Stückes einleitet, wirkt ihre Aufmüpfigkeit cooler. Amüsant und kurzweilig delegiert sie die Handwerker, die sich vom Halsabschneider-Saulus zum Dienstleistungs-Paulus wandeln.

Toll anzusehen, wie der behäbige Gipser Eberhard Blank zum Brüllen komisch und übertrieben telegen in Anzug und Krawatte auf der Baustelle auftaucht. Die „Zwillinge“ Otto und Arthur Blank, gespielt von Erich Schönbach, stürzen sich plötzlich wie wild aufs Geschäft. Der polnische (Sub-) Unternehmer Josef Sladek bietet alles supergünstig, „für ein Viertel vom Preis“ an.

Und der „Herr mit dem feuchten Wochenendhaus“? Hagelt erneut durch das Loch im Boden. Auf die Frage, ob sie sich keine Sorgen um ihren Dad mache, antwortet die kecke Kerstin: „Noi, der hat scho’ Übung darin.“

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