Winnender Zeitung vom 10.03.2003:

Das vergnügliche Ende einer Männerwirtschaft
Die rems-murr-bühne sorgte mit der Verwechslungskomödie "Jedem die Seine" für Begeisterung: pfiffige Dialoge vor kurioser Kulisse

Leutenbach (pat).
"Super", "Das ist die Steigerung", "Voll toll", "Voll lustig" - die Stimmen der Begeisterung aus dem Publikum überschlagen sich. Die Komödie "Jedem die Seine", aufgeführt vom Theaterverein rems-murr-bühne in der proppenvollen Leutenbacher Halle, war gleich bei der Premiere am Freitag ein Erfolg.



















Dabei besticht das Stück von Eva Hatzelmann nicht unbedingt durch eine vom Stuhl reißende Handlung: Opa, Onkel und Neffe, die gemeinsam einen Hof bewirtschaften, geben alle drei eine Annonce unter dem Stichwort "Glück auf dem Bauernhof" auf. Die drei Hartingers wollen unabhängig voneinander - und heimlich - ihrer Männerwirtschaft ein Ende bereiten. Als die drei von ihnen auserwählten Damen anreisen, kommt es zu etlichen Verwechslungen und Verwicklungen, bis jeder am Ende glücklich die Seine gefunden hat.
Die Afführung, Regie führte Volker Jeck, lebt vor allem von Situationskomik, pfiffigen Dialogen und witzig- deftigen Aussprüchen. Und durch das Bühnenbild, das perfekt gebaut worden war. Kaum öffnet sich der Vorhang, schallt aus den Zuschauerreihen schon Lachen: Bei den Junggesellen sieht es umwerfend unordentlich aus: Kleider hängen über dem Ofen, Getränkekisten stehen unter dem Tisch, der Telefontisch ist Ablageplatz für alles, was sonst nirgends einen Platz findet.
Fast jeder Ausspruch ist nun ein Anschlag auf die Lachmuskeln. Sogar, wenn auf die simple Frage "Wo liegt eigentlich Birmingham?" die lakonische Antwort: "Was fragsch mi, du räumsch doch uff" lautet. Das soll den Rest des Abends so bleiben: Die Zuschauer mutmaßen, was jetzt wohl auf der Bühne passiert, kommentieren - und lachen, was das Zwerchfell hält. Das Stück steht und fällt mit seinen Schauspielern, allen voran Karl Hilt als Michl Hartinger. Der Opa auf Freiersfüßen, der "noch lang net in einem Alter ist, wo die Lieb' a Schinderei ist" - für Hilt die Paraderolle schlechthin. Unnachahmlich verkörpert er den bauernschlauen Opa. Egal, ob er leicht angetrunken über die Liebe philosophiert oder mit knitzem Charme um die Angebetete wirbt: Hilt macht Opa Hartinger zum Publikumsliebling. Beate Severin alias Agathe, Staubsaugervertreterin und eine der drei Bräute, sowie Stefan Orner als Neffe Hansi Hartinger begeistern vor allem in der Szene, in der Agathe ihren Staubsauger an den Mann bringen will, während Hansi glaubt, sie wolle ihm ihre Vorzüge vorführen. Orner und Severin spitzen die Zweideutigkeit der Szene durch ihr Spiel so gekonnt zu, dass das Publikum vor Lachen nur noch kreischen kann. Grandios, wie Orner die vermeintlichen Annäherungsversuche der für ihn doch zu alten Agathe, abzuwehren versucht. Die Verzweiflung steht ihm regelrecht ins Gesicht, auf den Körper geschrieben.
Der Vorhang ist zu, das Fazit eindeutig: Die rems-murr-bühne hat unterhaltsames Mundarttheater auf die Bühne gebracht udn durch schauspielerisches Können ein an sich simples Stück zum sensationellen Lacherfolg gemacht.